Presseschau "Der Landbote": FC Seuzach kämpft sich in den Viertelfinal
Bericht von Urs Kindhauser, publiziert 11.11.2022
Es war sehr herbstlich und zeitweise waren die Nebelschwaden über dem Kunstrasen des Sportplatzes Rolli so dicht, dass man sich fragte, ob die Assistenten des Schiedsrichters überhaupt noch erkennen konnten, ob an der gegenüberliegenden Seitenlinie einer im Offside steht oder nicht. Einmal fragte auch der Schiedsrichter selber nach. Klar ersichtlich war aber: Der FC Seuzach fuhr gegen Dübendorf einen aufgrund der zweiten Halbzeit hoch verdienten 2:1-Sieg ein, der ihm den Einzug in den Viertelfinal des Zürcher Regionalcups einbrachte. Es war das zweite Mal innert fünf Tagen, dass sich die beiden Teams auf dem Rolli gegenüberstanden. In der Meisterschaft hatte sich Seuzach am letzten Samstag gar 5:1 durchgesetzt.
Die Joker stechen
Die Entscheidung fiel in der 80. Minute. Alex Lamanna trug den Ball zielstrebig nach vorne, spielte nach rechts zu Leandro Lucarelli und der flankte präzise zur Mitte, wo Mattia De Cagna zum 2:1 einköpfte. Das Besondere daran: Keiner der drei Beteiligten war in der Startaufstellung. De Cagna war schon in der ersten Halbzeit für den verletzt ausgeschiedenen Gabriel Auer gekommen. Lamanna wurde in der 75. Minute eingewechselt und Lucarelli unmittelbar vor der Aktion, die dem FC Seuzach das Siegestor einbrachte. Also hatte Seuzach eine Ersatzbank, auf die Trainer Gianluca Appassito zählen konnte.
Das hatte auch damit zu tun, dass Appassito mittten in einer «englischen Woche» auf mehreren Positionen rotierte. In der ersten Halbzeit war das spürbar. «Da hatten wir Probleme», sagte Seuzachs Trainer. «Einige Automatismen fehlten da noch, es brauchte etwas Zeit. Und Dübendorf ist eine gute Mannschaft.» Seuzach hatte zwar die ersten Chancen des Spiels durch Auer, geriet aber in der 17. Minute durch einen Gegenangriff nach einem eigenen Eckball 0:1 in Rückstand. Das Heimteam brauchte dann eine Viertelstunde, ehe es das Spiel wieder bestimmen konnte. Der Ausgleich in der 45. Minute durch einen gezielten Schuss Romeo Calabresis war nicht unverdient, aber Dübendorf hätte kurz vorher auch auf 2:0 erhöhen können.
Physisch überlegen
In der zweiten Hälfte drehte Seuzach auf und liess den Dübendorfern kaum noch die Möglichkeit, sich zu entfalten. «Da hat der Kampf den Ausschlag gegeben», meinte Appassito. «In der zweiten Halbzeit sind wir definitiv anders aufgetreten als in der ersten. Da liefen wir zu wenig ohne Ball und es war auch nicht ganz klar, wer was tut.» Offensichtlich wurde auch immer mehr: Seuzach war Dübendorf physisch überlegen. Die Glattaler kamen, je länger das Spiel dauerte, desto öfter zu spät, was sich auch in einigen derben Fouls niederschlug. Vom Platz gestellt wurde allerdings in der Nachspielzeit mit Lamanna ein Seuzacher. Er kassierte die erste Verwarnung wegen Reklamierens und die zweite wegen Spielverzögerung, was in der Summe ein viel zu hartes Verdikt war.
Mit dem 2:1 gegen Dübendorf setzte Seuzach seinen schönen Lauf fort. Es feierte wettbewerbsübergreifend den siebten Sieg in Serie, seit elf Partien ist die Mannschaft ungeschlagen. In den letzten Jahren hätte man kaum je schreiben können, Seuzach habe mehr Power gehabt als irgendein Gegner. Die neue «Philosophie», die Trainingspräsenz höher gewichtet als früher, zahlt sich – wen wundert’s – aus.
Also fühlt man sich in Seuzach nach langen Jahren des kontinuierlichen Niedergangs gerade ziemlich wohl. Zufrieden ist der Trainer aber trotz Cup-Viertelfinal und Rang 2 in der 2.-Liga-Meisterschaft noch nicht. «Zufriedenheit ist gefährlich», sagt Appassito. «Wir müssen hungrig bleiben. Aber stolz darauf, was wir erreicht haben, dürfen wir sein.» Noch ist ja nicht Schluss. Am Samstag, weniger als 48 Stunden nach dem Cupmatch, beschliesst Seuzach die Hinrunde in der Meisterschaft auswärts gegen Herrliberg.