Presseschau: Veltheim zwingt den FC Seuzach mit zehn Mann in die Knie
Urs Kindhauser/Der Landbote, 17. April 2023
Das Derby zwischen Seuzach und Veltheim endete nicht schön. Nach dem Abpfiff nach über 97 Minuten gab es vor der Veltemer Bank eine Rudelbildung und ein Handgemenge, an dem auch Zuschauer beteiligt waren. Der Seuzacher Mirco Di Nucci und der längst ausgewechselte Veltemer Pharrell Gass kassierten noch je eine Rote Karte. Für Veltheim war es die zweite, nachdem in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit bereits Diego Ciccone einen Platzverweis kassiert hatte.
Es war ein hart, aber nicht überhart geführtes Derby. Ciccones Platzverweis entsprang einer unglücklichen Aktion. Der Veltemer Mittelfeldspieler traf Swen Kradolfer am Kopf – sicher ohne Absicht. Aber es war eben der Abschluss eines längeren Kampfs um den Ball, bei dem Ciccone hätte wissen können, dass Kradolfer da noch irgendwo war. Veltheims Trainer Richard Oswald meinte, eine Gelbe Karte hätte es auch getan.
Diskutabel war auch das Verdikt bei einer Aktion kurz vor Schluss, als der Veltemer Bruno Michienzi von Alex Lamanna von den Beinen geholt wurde. Michienzi war auf dem Weg zum leeren Tor und damit zum 2:0, also hätte man auch da einen Platzverweis aussprechen können, ja müssen, mal davon abgesehen, dass Lamanna keine Chance auf den Ball hatte. Der Schiedsrichter beliess es bei einer Verwarnung.
Veltheims Traumkombination
Jedenfalls veränderte der Platzverweis gegen Ciccone das Spiel in der zweiten Halbzeit fundamental. Vor der Pause hatte Veltheim den Ton angegeben, kam aber nur zu wenigen klaren Chancen, weil sich Seuzach zäh und mit viel Aufwand verteidigte. Man hatte den Eindruck, Veltheim suche den Weg zum Tor allzu sehr mit seinem Kombinationsspiel, anstatt dass sich mal einer im Zweikampf ein Herz fasste.
Nach Ciccones Platzverweis sah das anders aus. Nun war Seuzach öfter am Ball, machte damit aber nicht viel. Veltheim dagegen biss sich immer mehr in dieses Spiel hinein, es ging in den Zweikämpfen nun aufs Ganze und setzte sich im entscheidenden Moment fast immer durch. Und Veltheim haute in der 57. Minute den Bilderbuchangriff heraus, der den Match entschied: Nicolas Martin und Jean Marc Brütsch kombinierten sich durchs Mittelfeld, am Ende steckte Gass den Ball zu Raoul Miraglia durch und der bezwang Seuzachs Torhüter Yannick Bünzli zum 1:0. Bünzli übrigens, der ehemalige U21-Goalie des FCW, kam erstmals in der ersten Mannschaft Seuzachs zum Einsatz.
Obwohl es einen Mann weniger auf dem Platz hatte, brachte Veltheim den Vorsprung ziemlich problemlos über die Zeit. Denn von Seuzach kam viel zu wenig. Trainer Gianluca Appassito gab der Auftritt des Heimteams zu denken. Vor zehn Tagen hatte es in Greifensee, ebenfalls mit einem Mann mehr auf dem Platz, in der Nachspielzeit noch das 3:3 kassiert. Jetzt ging es als Verlierer vom Platz, trotz einer Halbzeit in Überzahl. «Veltheim wollte mehr als wir, und das war in Greifensee schon so», kritisierte Appassito. «Nur ein kleiner Teil der Mannschaft zerreisst sich. Wir müssen uns fragen, warum der Gegner mit mehr Motivation auf den Platz kommt als wir.» Er musste allerdings auch zur Kenntnis nehmen, dass seine Mannschaft unter vielen Ausfällen leidet. Am Samstag musste Mittelstürmer Alessio D’Angelo schon nach einer Viertelstunde verletzt ausgewechselt werden.
Veltheims Trainer Richard Oswald analysierte den Auftritt seiner Mannschaft so: «Wir hatten gute erste 20 Minuten. Dann bauten wir den Gegner mit unseren Fehlern auf. In der Halbzeitpause sagten wir uns: Jetzt holen wir diese drei Punkte mit zehn Mann. Das wird uns durch die ganze Saison tragen. Danach ging jeder raus und brachte sein Herz auf den Platz. Das hat man gesehen.» Wie weit dieser Sieg Veltheim trägt, wird sich schon am nächsten Samstag zeigen: Dann kommt Zürich-City zum Spitzenkampf auf das Flüeli.
Anmerkung vom Vorstand
Der Vorstand verurteilt die Rudelbildung und das Handgemenge nach dem Spiel aufs Schärfste. Wir akzeptieren ein solches Verhalten in keiner Art und Weise und werden entsprechende Konsequenzen ziehen.